Dolby Vision IQ: Einfach erklärt und Antworten auf Deine Fragen

Dolby Vision IQ

Anfang Januar 2020 hat Dolby auf der CES in Las Vegas eine neue Erweiterung seines bekannten HDR-Formats Dolby Vision mit dem Namenszusatz IQ vorgestellt. Wir fassen alle wichtigen Informationen über Dolby Vision IQ zusammen, die Du wissen musst und beantworten Dir beispielsweise die Fragen: „Brauche ich Dolby Vision IQ wirklich?“ und „Welche Hersteller unterstützen Dolby Vision IQ?“.

Was ist Dolby Vision IQ?

Auf der CES 2020 hat Dolby den neuen Standard als „Beyond HDR“ bezeichnet. So heißt es in der offiziellen Ankündigung von Dolby, die neue Technik erweitere „die Vorteile von Dolby Vision über HDR hinaus, indem die Bildqualität für Zuschauer in jedem Raum zu jedem Zeitpunkt intelligent optimiert wird, ohne dass Kunden ihre Fernbedienung in die Hand nehmen müssen.

Dolby Vision IQ Logo (© Dolby)
Dolby Vision IQ Logo (© Dolby)

Was genau bedeutet jetzt der Marketing-Sprech von Dolby?

Das Besondere an dem neuen Dolby Vision IQ ist, dass die Bildqualität kontinuierlich an die räumliche Umgebung angepasst wird. Hierfür kommt ein Umgebungslichtsensor im Fernseher zum Einsatz, der den Helligkeitsgrad der Umgebung erkennt und intern verarbeitet. Zudem meldet der Dolby Vision IQ Algorithmus dem Fernseher zurück, was geschaut wird und wenn der Zuschauer umschaltet. So können die Einstellungen des Gerätes angepasst werden, damit jedes Bild in optimaler Qualität dargestellt wird. Dies kommt vor allem dann zugute, wenn die Inhalte vor und nach dem Umschalten große Unterschiede (z. B. bei der Helligkeit) aufweisen.

Dabei wird folgendes Problem aus der Praxis angegangen: schaust Du in einem dunklen Raum, dann kann bei zu hellen Bildeinstellungen zu viele Details in dunklen Bereichen vorhanden und helle Bereiche völlig un-detailliert sein. Genau so auch umgekehrt: ist es in Deinem Raum sehr hell, dann können bei falscher Einstellung dunkle Bereiche völlig „absaufen“, bei denen man gar nichts mehr erkennt.

Einige TV-Hersteller haben insbesondere für helle und dunkle Umgebungen eigenen Bildmodus, beispielsweise den isf Expert (heller Raum) oder isf Expert (dunkeler Raum) bei LG.

Zusammengefasst: ein Dolby Vision IQ Fernseher muss Dolby Vision Metadaten interpretieren und darstellen können sowie einen Helligkeitssensor für das Umgebungslicht besitzen. Mit diesen beiden Voraussetzungen kann der Fernseher dann automatisch die Bildparameter anpassen.

Was unterscheidet Dolby Vision IQ von Dolby Vision?

Der große Vorteil von Dolby Vision im Vergleich zum herkömmlichen HDR ist, dass für jedes Bild eigene Metainformationen hinsichtlich Helligkeit, Kontrast und Farbsättigung im Videosignal hinterlegt sind. So kann die Wiedergabe Bild für Bild optimiert werden, sodass auf einem entsprechenden Gerät mit Dolby-Vision-Unterstützung für jede Szene eine optimale Darstellung ermöglicht wird. Man spricht bei Dolby Vision von einem dynamischen HDR-Format. Im Gegensatz dazu steht das statische Format wie HDR10, bei dem die HDR-Informationen für den gesamten Film feststehen und nicht Szenen- oder sogar Framebasiert geändert werden können.

Der entscheidende Zusatz beim neuen Dolby Vision IQ ist nun, dass neben den im dynamischen HDR-Format vorhandenen Metadaten mit der Umgebungshelligkeit ein weiterer Parameter mit einbezogen wird. So kann das Bild und jedes Details nun auch noch auf die jeweilige Umgebung bzw. die Lichtverhältnisse im Raum abgestimmt werden. Die Umgebungshelligkeit wurde bisher noch von keinem anderen HDR-Standard mit einbezogen.

Wie funktioniert Dolby Vision IQ?

Der Standard erhält vom Fernseher ständig die Rückmeldung über die Messwerte des Sensors für die Umgebungshelligkeit. Diese Werte rechnet der Standard neben den Metainformationen von Dolby Vision mit ein. So basiert die Bildwiedergabe dann nicht mehr nur auf den in dem Video hinterlegten Informationen, sondern auch auf dem Istzustand des Raumes, in dem der Fernseher gerade das Videomaterial wiedergibt.

Ein kleines „Werbevideo“ zu Dolby Vision IQ kommt natürlich von Dolby selber und soll zeigen, wie die Technik funktioniert:

Was Du im Video siehst: bei geringer Helligkeit der Umgebungsbeleuchtung wird die Helligkeit des Bildschirms heruntergedimmt. Erhöht sich die Helligkeit im Raum, dann passt der Fernseher die Bildschirmhelligkeit an die ambiente Beleuchtung an. So kannst Du also immer darauf setzen, dass Du mit den optimalen Bildeinstellungen versorgt wirst, was Bildmaterial mit Dolby Vision HDR angeht. Der Vorteil ist für Dich, dass Du nicht manuell im Bildmenü die passenden Einstellungen vornehmen musst, um beispielsweise die Helligkeit hoch oder herunterzustellen.

Alternativ ersparst Du Dir das Verdunkeln des Raumes, denn der Fernseher geht mit der Helligkeit des Umgebungslichts automatisch „mit“. Natürlich ist aber auch irgendwann bei der maximalen Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung bzw. der OLEDs Schluss: wenn das Maximum der Helligkeit bereits ausgeschöpft ist, wirst Du auch mit Dolby Vision IQ nicht drum herumkommen, bei starkem Sonnenschein den Raum etwas abzudunkeln.

Ist für Dolby Vision IQ ein neuer Fernseher erforderlich?

Um die Vorteile des an die Raumhelligkeit angepassten Bildes von Dolby Vision IQ zu profitieren, benötigt ein Fernseher einen Helligkeitssensor. Über ihn wird die Helligkeit im Raum gemessen und dann entsprechend die Wiedergabe auf dem Bildschirm daran angepasst.

Viele aktuelle TV-Geräte haben bereits einen Helligkeitssensor verbaut, um einen vorhandenen Eco-Modi und mehr zu optimieren. Da es sich Dolby aber nicht nehmen lässt, neue Geräte mit Dolby Vision IQ zu labeln, benötigst Du dennoch einen neuen Fernseher, um von dem neuen HDR-Standard zu profitieren. Die ersten Hersteller haben bereits neue Modelle mit Dolby Vision IQ in der Pipeline.

Upgrades älterer Modelle durch ein Firmware-Update sind nach unseren derzeitigen Informationen nicht vorgesehen.

Grundvoraussetzung ist die Unterstützung (oder vielmehr die Lizensierung) des Dolby Vision Formats. Da scheidet Samsung leider aus, denn dort wird lediglich das HDR10+ als dynamisches HDR-Format unterstützt. Kandidaten sind LG und Panasonic.

Wann profitierst Du am meisten von Dolby Vision IQ?

Am meisten profitierst Du von Dolbys neuem HDR-Standard, wenn Du unter ständig  wechselnden Lichtbedingungen Fernsehen schaust. Dann passt der Fernseher das Bild immer auf die jeweils herrschende Beleuchtung an. Besonderer Vorteil ist dabei, dass die Bildqualität automatisch durch den TV eingestellt wird. Eine manuelle Auswahl eines bestimmten Bildmodus ist nicht notwendig.

Gleiches gilt auch, wenn Du in besonders hellen oder besonders dunklen Räumen Filme schaust. Auch dann kann der neue Standard das Bild augenfreundlicher gestalten und besser darstellen. Dies gilt auch, wenn ortabhängig die Sonne häufiger direkt auf den Bildschirm scheint. Dann kann Dolby Vision IQ ebenfalls dazu beitragen, dass Du mehr auf dem Bildschirm erkennst.

Schaust Du hingegen meist bei den gleichen durchschnittlichen Lichtbedingungen (also nicht zu hell und nicht zu dunkel) einen Film, dann fallen die Vorteile von Dolby Vision IQ eher gering aus.

Und natürlich wird Dolby Vision IQ nur aktiv, wenn Dolby Vision Content anliegt. Hast Du kaum HDR-Content (von einer UHD Blu-ray oder Streaming Diensten), dann wirst Du von Dolby Vision IQ auch nicht profitieren.

Welche TVs unterstützen Dolby Vision IQ?

Angekündigt wurde die Dolby Vision IQ Unterstützung auf der CES 2020 durch LG und Panasonic. So sollen alle OLED-TVs 2020 von LG die Technik unterstützen. Auch die Premium-Modelle von Panasonic, wie beispielsweise der Panasonic HZW2004, unterstützen Dolby Vision IQ.

Update: Fast alle großen TV-Hersteller unterstützen mittlerweile Dolby Vision IQ in den Premium-TVs. Dazu gehören Samsung, LG, Panasonic und Philips. Bis Ende 2021 wurde Dolby Vision IQ bei Sony (noch) nicht eingesetzt. Eventuell ändert sich dies jedoch in der Zukunft. Wieso Sony noch nicht auf den Dolby Vision IQ Zug aufspringt, ist leider unbekannt. Sony ist jedoch unserer Erfahrungen nach bei einigen Neuerungen etwas verhalten und übernimmt nicht direkt alles Neue, auch nicht in ihre Premium-TVs.

Panasonic hat bei seinem OLED LZW2004 Modell aus 2022 angekündigt, dass nicht nur ein Helligkeitssensor, sondern ein RGB-Sensor für die Ermittlung der Farbtemperatur im Raum eingesetzt wird.

Abbildung LG OLED77CX9LA 195 cm (77 Zoll) OLED Fernseher (4K, 100 Hz, Smart TV) [Modelljahr 2020]
Abbildung LG OLED77GX9LA 195 cm (77 Zoll) OLED Fernseher (4K, 100 Hz, Smart TV) [Modelljahr 2020]

Dolby Vision IQ vs HDR10+ Adaptive

Samsung TVs unterstützen kein Dolby Vision und damit auch kein Dolby Vision IQ. Ein Lichtsensor für die Messung der Umgebungshelligkeit haben aber viele Samsung TVs eingebaut. Damit auch Samsung hier in nichts nachsteht, wurde das durch Samsung forcierte HDR-Format HDR10+ erweitert. HDR10+ ist wie auch Dolby Vision ein dynamisches HDR-Format.

Die Variante mit Anpassung der Bildeinstellungen anhand der Umgebungslichtverhältnisse wird HDR10+ Adaptive bezeichnet. Es wurde auf der CES 2021 als Neuerung vorgestellt.

Dabei arbeitet HDR10+ Adaptive auch mit dem Filmmaker Mode zusammen. HDR10+ Adaptive ist damit das Konkurrenzformat zu Dolby Vision IQ mit der Basis von HDR10+.

Wie wird Dolby Vision IQ am TV aktiviert?

Dolby Vision IQ benötigt ein Videosignal mit Dolby Vision Metadaten und natürlich die Funktion Dolby Vision IQ am Fernseher selber. Wie bereits vorher erwähnt, unterstützen die allermeisten Hersteller (bis auf Sony; bis zum Modelljahr 2021) Dolby Vision IQ.

Brauchst Du unbedingt Dolby Vision IQ?

Wenn Du unsere ehrliche Meinung wissen willst: Du musst nicht sofort losrennen und Dir einen neuen Fernseher kaufen, zumindest nicht wegen Dolby Vision IQ. Vorausgesetzt, dass Du in die Gruppe von Personen fällst, die wir im vorherigen Abschnitt umrissen haben und die unter durchschnittlichen Bedingungen fernsehen.

Denn auch Dolby Vision (ohne IQ) bietet bereits ein gutes und kontrastreiches Bild. Somit ist der Nutzen eher rein Gimmick und kommt Dir vor allem bei ausgesuchten Filmen über verschiedene Streaming-Plattformen oder von UHD Blu-rays zugute. Außerdem ist auch noch abzuwarten, wie gut die Unterschiede in der Praxis wirklich sichtbar sind – sprich wie gut Dolby Vision IQ abseits des Demomaterials von der Messe funktioniert.

Anders ist es, wenn Du gerne Filme schaust, immer den neuesten Standard haben musst und ohnehin gerade über einen neuen Fernseher nachdenkst. Dann macht es durchaus Sinn, sich für ein TV mit Dolby Vision IQ zu entscheiden. Außerdem kann es nützlich sein, wenn Du immer die optimale Bilddarstellung haben möchtest, egal zu welcher Tages- (oder Nacht-) Zeit.

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