Samsung hat bei seinem gesamten 2018er TV-Lineup (leider) den DTS-Support eingestellt. Das gilt auch für alle Modelle aus dem 2019er TV-Lineup (QLED– und RU-Serie). Die Modelle vor 2018 unterstützen DTS noch. Viele Käufer wundern sich, nachdem das neue Spielzeug zu Hause steht: „Wieso kann mein neuer Samsung kein DTS wiedergeben?“ „Wieso kommt kein Ton bei Videos?“ Du kannst Dir auch im Support-Forum von Samsung die vielen Beiträge durchlesen, die leider auch zu keiner Lösung führen. Die Unterstützung kommt auch nicht zurück, wie die TV-Lineups 2019 und 2020 gezeigt haben. Selbst in den hochpreisigen TVs fehlt der DTS-Codec, wo die Lizenzkosten eigentlich kein Problem sein sollten.
Lies hier nach, was Du machen kannst, wenn Du trotz der fehlenden DTS-Unterstützung den Mehrkanal-Ton wiedergeben möchtest. Außerdem erfährst Du die möglichen Ursachen für den Wegfall der DTS-Unterstützung bei den 2018er Modellen.
Update April 2020: auch LG geht mit dem 2020er OLED TV-Lineup den Weg und bietet keine Unterstützung mehr für den DTS-Codec.
Update April 2023: LG unterstützt nun nach drei Jahren mit der OLED Serie 3 wieder die DTS-Wiedergabe.
Was ist bei Samsung 2018 mit der DTS Unterstützung passiert? Und seit 2020 auch bei LG?
Samsung hat für alle Fernseher-Modelle ab dem Jahr 2018 den DTS-Support eingestellt. 2020 ist auch LG nachgezogen und hat die DTS-Unterstützung bei seinen hochpreisigen OLED-TVs und auch bei den etwas niedriger eingestuften NanoCell Fernseher entfernt.
DTS ist eine Audio-Firma, die das Digital Theater Systems (DTS) entwickelt hat. DTS ist ein Mehrkanal-Audiosystem, welches beispielsweise ein 5.1 Kanäle unterstützt. Dabei wird der Ton für zwei Front, einen Center, einen Subwoofer und zwei seitliche hintere Lautsprecher so kodiert, dass diese Lautsprecher einzeln angesprochen werden können. Ein alternatives Format kommt vom Konkurrenten Dolby mit beispielsweise Dolby Digital. Mit Systemen wie DTS oder Dolby kann der Ton zu einem Film als Mehrkanal-Ton gespeichert werden. Dabei wird der Ton des Films so gespeichert, dass man nicht nur zwei Stereo-Lautsprecher ansteuern kann, sondern beispielsweise ein 5.1-Kanal-Setup mit weiteren Lautsprechern. Das ermöglicht die realistische Ton-Wiedergabe bei Filmen.
Um DTS-Tonspuren zu produzieren, braucht es einen DTS-Encoder. Dieser codiert den Mehrkanal-Ton, so dass ein DTS-Dekoder die Informationen auslesen und wiedergeben kann. Jedes Gerät, welches DTS abspielen soll, braucht dann einen DTS-Dekoder. Damit ein DTS-Dekoder in einem Consumer Electronics Gerät eingesetzt werden kann, wird eine Lizenzgebühr an DTS fällig. Die Gebühren handelt jeder Hersteller selber aus, die Höhe pro Gerät ist daher nicht öffentlich bekannt. Leider konnten wir auch nicht die Höhe der Lizenzkosten ermitteln, so dass hier natürlich alles Spekulation bleibt. Nimmt man jedoch an, dass eine DTS-Lizenz eine gewisse Gebühr kostet und Samsung weltweit mehrere Millionen Fernseher absetzt (weltweiter Absatz in 2018 lag für alle TV-Geräte bei ca. 220 Millionen Stück), so kommen viele Millionen Dollar an Lizenzkosten auf Samsung mit jedem neuen TV-Lineup zu. So ist es wenig verwunderlich, dass Samsung in den 2018er TV Modellen die DTS-Unterstützung abgesagt hat. Evtl. gab es auch einfach Lizenzstreitigkeiten zwischen DTS und Samsung.
Weiterhin unterstützt wird der Dolby Codec, so dass Audiospuren mit Mehrkanal-Ton von Dolby dekodiert werden können. Im Fall der 2018er Samsung TVs Dolby Digital Plus, welches bis zu 7.1 Kanäle unterstützt (die zwei weiteren Kanäle sind die hinteren Lautsprecher).
Hat man einen Film mit einer DTS-Tonspur, kann der Fernseher die Wiedergabe zwar starten, es kommt allerdings eine Fehlermeldung und nur das Video ohne Ton wird abgespielt.
Nicht unterstützte Funktionen: Diese Audiodatei wird nicht unterst.
Was kann man tun, um trotzdem den Ton zu hören?
DTS auf Samsung (ab 2018) und LG (ab 2020) TVs abspielen: was tun?
Das einfachste wäre, wenn man den DTS-Codec auf seinem neuen Samsung oder LG TV einfach „nachinstallieren“ könnte. Viele Käufer würden dafür sicherlich auch noch eine kleine Gebühr in Kauf nehmen. Leider bieten Samsung oder LG diese Option nicht an, so dass man den Fernseher nicht mit einer DTS-Unterstützung nachrüsten kann.
Je nach Quelle gibt es verschiedene Möglichkeiten, die hier in den Unterkapiteln vorgestellt werden.
Videodateien mit dem internen Mediaplayer
Hast Du eine große Videosammlung mit DTS-Tonspuren auf externen USB-Speichern oder Deinem NAS-System, wird Dich die fehlende DTS-Unterstützung ärgern. Mit ein wenig Geduld und dem Programm PopCorn MKV Audioconverter kannst Du mit wenigen Klicks eine Dolby Digital Tonspur aus einem DTS-Track erstellen, welche der Samsung Fernseher dekodieren und wiedergeben kann. Diese Anleitung ist für die Windows-Version. Für Linux gibt es andere Tools, die via Kommandozeile etwas komplizierter zu bedienen sind, aber dennoch ihren Zweck erfüllen. Die folgenden Schritte zeigen Dir, wie das Konvertieren mit nur wenigen Schritten klappt.
Lade Dir PopCorn MKV Audioconverter herunter und entpacke das Archiv. Es eine einfache Executable Datei, die Du starten kannst.
Nach dem Start des Programms wechselst Du auf den auf den Reiter Audio Tools 1 und wirst erst einmal viele rote Felder sehen. Das sind fehlende Utilities, die Du über das Options Menü und den Menüpunkt Download external utilities herunterladen kannst. Je nach Verbindungsgeschwindigkeit dauert das eine Weile (ca. 100 MB werden in das Verzeichnis nachgeladen, in dem das Programm liegt).
Danach wählst Du eine Datei aus, die Du konvertieren möchtest. Vorteil des PopCorn MKV Audioconverters ist, dass Du auch Dateien in einem Verzeichnis und deren Unterverzeichnisse in einem Rutsch konvertieren kannst. In unserem Beispiel wählen wir eine einzelne Datei aus. Als Zieldatei wählst Du ebenfalls ein Verzeichnis und einen Dateinamen aus. Es entsteht eine Kopie der Datei, was bedeutet, dass Du erst einmal mindestens genau so viel Speicherplatz benötigst, wie die komplette zu konvertierende Datei groß ist.
Nachdem die Datei ausgewählt ist, findest Du im Programmfenster weiter unten eine Information zu dem verwendeten Codec. Unter Codec oder Format wirst Du DTS bei einer DTS-Audiospur finden. In unserer Beispieldatei sind zwei DTS-Audiotracks mit 7.1 und 5.1 Surround vorhanden.
Im nächsten Schritt wählst Du rechts oben in dem Reiter DTS „Convert DTS Tracks?“ an und darunter die Option Convert to Dolby Digital. Mit dem Häkchen unter Preserve DTS Track wählst Du aus, dass Du die DTS-Tonspur neben der Dolby Digital Spur möchtest, so dass die Zieldatei beide enthält. Das bedeutet natürlich auch eine größere Datei, was bei einem 90 Minuten Film einige hundert Megabyte mehr Speichervolumen ausmacht. Als Bitrate nimmst Du idealerweise eine hohe Einstellung, um die Wiedergabequalität möglichst hoch zu halten. Als DTS Decoder Library wählst Du beispielsweise libav aus. Alle anderen Optionen belässt Du einfach so.
Mit Run startest Du die Konvertierung der Audiotracks. Im Protokollfenster weiter unten findest Du die Ausgabe, die Dir einige Details zur Konvertierung gibt. In unserem Beispiel geht die Konvertierung sehr schnell, weil das Video nur insgesamt 1 Minute lang ist. Bei einem 90 Minuten Film dauert es je nach Rechenleistung und Durchsatz der Festplatte mehrere Minuten.
Lädst Du jetzt die erstellte Datei in PopCorn MKV Audioconverter, kannst Du Dir das Ergebnis anschauen. In unserem Beispiel siehst Du, dass nun insgesamt 4 Audio-Tracks vorhanden sind: Dolby Digital 5.1 (#1), Dolby Digital 5.1 (#2), 7.1 DTS (#3) und 5.1 DTS (#4). Der 7.1 DTS Track wurde in 5.1 Dolby umgewandelt, weil Dolby Digital nur 5.1 Kanäle unterstützt. Für 7.1 Kanäle bräuchte man Dolby Digital Plus. In diesem Beispiel hätte man natürlich auch eine Dolby Digital Tonspur weglassen können, da hier der 7.1 Sound auf 5.1 heruntergerechnet wurde und die Dolby Digital Tonspur nun doppelt vorhanden ist.
Vorteil an PopCorn MKV Audioconverter ist, dass sich das Programm nur die Audiospur vornimmt und nicht den Videostrom re-codiert. Sonst würde die Konvertierung deutlich länger dauern. Bei der Konvertierung wird der DTS-Audiostream in PCM umgerechnet und diese Daten wiederum in Dolby Digital. Das ist ein notwendiger Zwischenschritt, den das Programm jedoch für den User völlig transparent durchführt.
Das kannst Du probehalber mit einer Deiner Videos machen und dann den ganzen Schwung umwandeln. Denke daran, dass Du die Quelldateien löschst, da die Videos nach der Konvertierung zwei Mal vorhanden sind.
DVDs, Blu-rays und UHD Blu-rays vom externer Zuspieler
Hast Du Scheiben wie DVDs, Blu-rays und UHD Blu-rays, dann wirst Du häufig mehrere Tonspuren finden. Meistens ist neben einer DTS-Tonspur auch eine Dolby-Spur vorhanden, auf die Du umschalten kannst. Falls nur eine DTS-Spur vorhanden ist, kann der Blu-ray Player (wenn er DTS unterstützt), diese vor dem Weiterleiten an den Fernseher meistens auch on-the-fly auf Stereo konvertieren. Schaue hierzu im Menü nach, der Punkt wird häufig Downsampling genannt. Damit hast Du dann keinen Surround-Sound mehr, jedoch unterstützen die Samsung TVs durch die Stereolautsprecher maximal 2.1 Kanäle in der Wiedergabe.
Alternativ schließt Du den externen Player an ein DTS-kompatibles Gerät an, z.B. einen AV-Receiver oder eine Soundbar, so dass diese den DTS-Mehrkanal-Ton wiedergeben können. Dazu kannst Du den digitalen Ausgang nutzen, der den Ton ohne Qualitätsverluste überträgt.
Streaming von Anbietern wie Netflix, Amazon Video und Youtube
Streaming-Portale liefern den Ton in der Regel im Dolby Mehrkanal-Format aus, wie z.B. Dolby Digital. Dolby Tonspuren sind meistens besser komprimiert (bzw. kleiner) als DTS-Tonspuren und bieten sich daher für Streaming, wo es auf die Bandbreite ankommt, viel besser an. Mit diesen Anbietern wirst Du also in der Regel keine Probleme haben.
Fazit: Rückschritt bei Samsungs und LGs TV-Lineups
Fernseher von LG und Samsung mit deren internem Mediaplayer waren in der Vergangenheit wahre Alles-Fresser oder Alles-Könner. Bis auf Images von DVDs oder Blu-rays hat der interne Mediaplayer alles wiedergegeben, was sich im freien Umlauf befindet. Das hat sich durchs Samsungs Lizenzpolitik mit dem 2018er TV Lineup geändert. Jetzt muss man prüfen, ob das Video eine DTS-Tonspur hat. Falls ja, kann man durch die oben genannten Tipps den Ton zum Laufen bekommen.
Einfacher wäre es jedoch für die Käufer gewesen, dass der DTS-Codec einfach durch den TV dekodiert wird. Dass dies selbst bei den Premium QLED-TVs nicht der Fall ist, enttäuscht leider viele, wie man auch im Support-Forum von Samsung nachlesen kann.
Willst Du Dich nicht mit dem fehlenden DTS-Support der 2018er/2019er Samsung TVs ärgert, kannst Du Dir auch andere TV-Hersteller anschauen. LG Electronics unterstützt mit seinem internen Mediaplayer eine Vielzahl von Codecs und kann DTS dekodieren. Lies Dir für das LG TV-Lineup 2018 unseren Artikel durch. Das letzte LG Premium-Lineup waren die 2019er OLED TVs, die DTS noch unterstützt haben.