Wenn es um Fernseher geht, dreht sich vieles um Bildqualität, Auflösung und Helligkeit. Doch der Klang? Der wird bei der Kaufentscheidung häufig übersehen. Oder überhört? Bis der erste Actionfilm ohne Wumms oder ein leiser Dialog komplett untergeht. Dabei hat sich auch bei der Soundtechnik einiges getan: Lautsprecher verschwinden im Gehäuse, Bildschirme werden selbst zur Schallquelle, und Fernseher stimmen sich akustisch auf dein Wohnzimmer ab.
Jeder Hersteller verfolgt dabei seine eigene Philosophie: Mal spielt das Design die Hauptrolle, mal dominiert technisches Feintuning, mal das Zusammenspiel mit Soundbars. Ob LG mit WOW Orchestra, Samsung mit Q-Symphony, Sony mit vibrierendem Display oder Panasonic mit Hi-Fi-Tuning von Technics – modernes TV-Audio ist so vielfältig wie unsichtbar.
Was steckt wirklich hinter diesen klangvollen Namen? Und wie gut funktionieren die Konzepte im Alltag? Zeit, den Fernsehern auf den Ton zu fühlen.
LG: WOW-Orchestra und Fokus auf Design
WOW Orchestra: TV und Soundbar im Zusammenspiel
Mit WOW Orchestra bietet LG eine Klanglösung, bei der die Lautsprecher des Fernsehers gemeinsam mit einer kompatiblen LG-Soundbar genutzt werden. Im Gegensatz zu klassischen Setups, bei denen die internen Lautsprecher beim Anschluss einer Soundbar deaktiviert werden, arbeiten bei WOW Orchestra beide Systeme synchron zusammen. Der Fernseher übernimmt beispielsweise die Höhen- oder Center-Kanäle, während die Soundbar den restlichen Klangbereich abdeckt.
Diese Funktion ist nur mit ausgewählten Soundbars der SC-Serie möglich, etwa der LG SC9S in Verbindung mit OLED-Modellen der C- oder G-Serie ab dem Modelljahr 2023. Die Steuerung erfolgt direkt über die Benutzeroberfläche des Fernsehers mithilfe des sogenannten WOW Interface. Das Ergebnis ist ein voluminöseres Klangbild mit verbesserter Sprachverständlichkeit und einer erweiterten Klangbühne – ohne zusätzlichen Konfigurationsaufwand.
Designintegration mit versteckten Lautsprechern
Bei vielen OLED-Modellen, insbesondere der G-Serie mit dem sogenannten „Gallery Design“, legt LG großen Wert auf eine unauffällige Integration der Lautsprecher. Diese sind häufig nicht sichtbar an der Geräteunterseite oder Rückseite verbaut und strahlen den Klang nach unten oder hinten ab. Akustisch durchlässige Materialien im Gehäuse ermöglichen dennoch eine klare Tonübertragung, ohne das minimalistische Design zu beeinträchtigen.
Diese Anordnung erlaubt eine besonders flache Bauform, wie sie für die wandnahe Montage der G-Serie typisch ist. Allerdings kann die indirekte Abstrahlung – je nach Raum und Position – dazu führen, dass der Klang etwas diffuser wirkt als bei frontgerichteten Lautsprechern. Dennoch gelingt LG hier eine gute Balance zwischen Designanspruch und alltagstauglicher Klangqualität.

Panasonic: Audio von Technics
Technics-Tuning: Klangoptimierung durch Hi-Fi-Expertise
Panasonic setzt bei seinen höherwertigen TV-Modellen auf die Expertise der firmeneigenen Hi-Fi-Marke Technics. Diese übernimmt die akustische Feinabstimmung der integrierten Lautsprechersysteme, was sich in einer ausgewogenen Klangwiedergabe und einer hohen Sprachverständlichkeit bemerkbar macht. Der Fokus liegt auf einem klaren Mittenbereich, präzisen Höhen und einer möglichst neutralen Klangsignatur.
Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern verzichtet Panasonic auf übertriebene Klangtricks und setzt auf audiophile Abstimmung. Modelle wie der LZW2004, MZ2000 oder Z95A profitieren hörbar von diesem Tuning. Auch wenn die Lautsprecher physisch eher kompakt ausfallen, entsteht ein stimmiges Klangbild ohne künstliche Überzeichnung.


Dynamic Theater Surround Pro: internes Pseudo-3D-System
Bei Premium-Modellen wie dem Z95A oder Z85A kommt das Klangsystem Dynamic Theater Surround Pro zum Einsatz. Dieses basiert auf mehreren integrierten Lautsprechern, die in verschiedene Richtungen abstrahlen – nach vorn, zur Seite, nach unten und nach oben. Ziel ist ein immersives Klangbild mit räumlicher Tiefe und Höhenanteilen.
Die Technologie unterstützt Dolby Atmos direkt über das TV-System, ganz ohne externe Lautsprecher. Anstelle von echten Up-Firing-Elementen wird über Reflexion und Signalverarbeitung ein überzeugender 3D-Klang simuliert. Im Vergleich zu anderen Herstellern bleibt Panasonic bei der Vermarktung eher zurückhaltend – liefert jedoch solide Ergebnisse direkt aus dem Gehäuse.
Up-Firing- und Side-Firing-Lautsprecher im Gehäuse integriert
In einigen Top-Modellen integriert Panasonic echte Up-Firing-Lautsprecher, die physisch nach oben abstrahlen und damit echte Höhenkanäle bei Dolby Atmos darstellen können. Ergänzt werden sie durch seitlich und nach vorn gerichtete Lautsprecher, was die Klangverteilung im Raum verbessert.
Das Ergebnis ist eine erweiterte Klangbühne, bei der der Ton nicht nur frontal, sondern scheinbar aus allen Richtungen kommt. Besonders bei kompatiblen Inhalten entsteht so ein spürbar räumliches Klangbild. Die Lautsprecher sind hochwertig in das Gehäuse integriert, etwa hinter gelochten Metallflächen, wodurch Klangqualität und Design gut zusammenpassen.

Samsung: Klanginszenierung mit OTS und Q-Symphony
Object Tracking Sound (OTS)
Samsung stattet viele seiner Premium-Fernseher mit dem Klangsystem Object Tracking Sound (OTS) aus. Ziel dieser Technologie ist es, die Tonwiedergabe dynamisch an den Bildinhalt anzupassen. Dazu werden mehrere Lautsprecher rund um das Display platziert – je nach Modell oben, unten oder seitlich.
Bei einfacheren Geräten kommt OTS Lite zum Einsatz, während Modelle wie die Neo QLEDs oder QD-OLEDs mit OTS+ oder OTS Pro arbeiten. Die Idee: Wenn sich ein Objekt im Bild bewegt, folgt der Ton dieser Bewegung. Stimmen kommen aus der Bildmitte, Geräusche orientieren sich an der Szene. Das sorgt für ein realistischeres Klangerlebnis – ohne zusätzliche Lautsprecher.
Q-Symphony
Mit Q-Symphony verfolgt Samsung einen anderen Ansatz: Die TV-Lautsprecher bleiben aktiv, auch wenn eine kompatible Soundbar angeschlossen ist. So entsteht eine kombinierte Klangkulisse aus beiden Systemen, ohne dass sich die Kanäle gegenseitig stören.
Q-Symphony ist mit Soundbars der Q-Serie kompatibel. In Verbindung mit Fernsehern wie der QN90- oder S90-Serie werden Stimmen, Höhen und Raumanteile zwischen Soundbar und Fernseher aufgeteilt. Das führt zu einer breiteren Klangbühne, klareren Stimmen und insgesamt mehr Volumen – ohne zusätzliche Verkabelung oder Einrichtung.

Sony: Vorreiter bei neuen Audio-Konzepten
Acoustic Surface Audio: Klang direkt aus dem Bildschirm
Bei seinen OLED-Fernsehern verwendet Sony eine besondere Technologie namens Acoustic Surface Audio. Hier erzeugen nicht Lautsprecher den Ton, sondern das Display selbst. Möglich wird das durch sogenannte Aktuatoren, die das Panel in Schwingung versetzen. Ergänzt wird das System durch integrierte Subwoofer.
Der Vorteil liegt in der exakten Klangzuordnung: Stimmen und Geräusche scheinen direkt vom Bildobjekt zu kommen. Das erhöht die Immersion und verbessert die Sprachverständlichkeit. Außerdem verzichtet Sony dadurch auf sichtbare Lautsprecher – was dem Design zugutekommt. Diese Technologie ist OLED-exklusiv, da nur solche Panels die nötige Flexibilität besitzen.

Acoustic Center Sync: Bildschirm als Center-Lautsprecher
Acoustic Center Sync erweitert die Acoustic-Surface-Technik. In Kombination mit einer kompatiblen Soundbar oder einem AV-System kann der Fernseher als Center-Lautsprecher genutzt werden. Der Dialog kommt dann direkt vom Bildschirm, während andere Klanganteile extern ausgegeben werden.
Besonders mit Systemen wie HT-A9 oder HT-A7000 entfaltet diese Funktion ihre Stärke. Sie verbessert die Sprachverankerung im Bild – unabhängig von der Sitzposition. Voraussetzung ist ein BRAVIA XR-Fernseher mit Acoustic Center Sync.
Acoustic Multi-Audio: 3D-Klang bei LCDs
Für viele LCD-Modelle bietet Sony ein alternatives System namens Acoustic Multi-Audio. Hier werden zusätzliche Hochtonlautsprecher an der Rückseite oder seitlich eingesetzt, um ein breiteres Klangfeld zu erzeugen.
Das Ziel ist ein virtueller 3D-Klangeindruck – ähnlich wie bei OLEDs. In Verbindung mit Dolby Atmos entsteht so auch bei LCD-Fernsehern ein räumliches Klangbild. Modelle wie der X95L oder XR90 profitieren besonders. Zwar ersetzt diese Technik keine echten Up-Firing-Lautsprecher, doch sie verbessert das Klangerlebnis im Vergleich zu klassischen Down-Firing-Systemen deutlich.

Automatische Kalibrierung per Mikrofon
Einige moderne Fernseher und AV-Systeme bieten eine Funktion zur automatischen Audiokalibrierung, bei der mithilfe eines eingebauten oder externen Mikrofons die Raumakustik analysiert und die Tonausgabe entsprechend angepasst wird. Ziel dieser Funktion ist es, den Klang an die akustischen Gegebenheiten des Raumes anzupassen – etwa Wandabstände, Möbel oder Teppiche – und so ein ausgewogenes Hörerlebnis zu ermöglichen.
Bei Fernsehern von LG ist diese Funktion unter dem Namen AI Acoustic Tuning bekannt. Dabei nutzt der TV das Mikrofon der Magic Remote, um Testtöne zu erfassen und die Audioausgabe darauf abzustimmen (siehe Abbildung unten). Sony bietet bei kompatiblen Modellen eine ähnliche Funktion, die entweder über das eingebaute Mikrofon oder über ein mitgeliefertes Messmikrofon durchgeführt wird. AV-Receiver bekannter Marken wie Denon, Yamaha oder Onkyo setzen auf weiterentwickelte Systeme wie Audyssey, YPAO oder Dirac Live, die oft mit einem separaten Mikrofon und umfangreichen Messvorgängen arbeiten.


Die Kalibrierung kann Pegelunterschiede zwischen Lautsprechern ausgleichen, den Frequenzgang anpassen und sogar Laufzeitunterschiede korrigieren, sodass alle Klangquellen synchron beim Hörer ankommen. In der Praxis lohnt sich die automatische Kalibrierung besonders in asymmetrischen Räumen oder bei ungünstiger Lautsprecherplatzierung, da sie das Klangbild deutlich verbessern kann – ganz ohne manuelle Eingriffe.
Fazit
Moderne Fernseher bieten längst mehr als nur ein gutes Bild – auch beim Ton hat sich in den letzten Jahren viel getan. Jeder Hersteller verfolgt dabei eigene Ansätze: LG setzt auf die nahtlose Kombination aus TV und Soundbar mit WOW Orchestra, Samsung bietet mit Q-Symphony und Object Tracking Sound eindrucksvolle Klanginszenierungen. Panasonic bringt Hi-Fi-Erfahrung aus dem Hause Technics direkt in den Fernseher, während Sony mit innovativen Konzepten wie Acoustic Surface Audio sogar den Bildschirm selbst zum Lautsprecher macht.
Neben der technischen Ausstattung spielen aber auch Faktoren wie automatische Kalibrierung, raumangepasster Klang, Barrierefreiheit oder einfache Steuerung über CEC eine wichtige Rolle für das tägliche Fernseherlebnis. Wer sich für die Audioeigenschaften eines Fernsehers interessiert, sollte daher nicht nur auf Wattzahlen oder Kanäle achten, sondern verstehen, wie Bild und Ton im Zusammenspiel funktionieren.
Am Ende gilt: Je nach Raumsituation, Hörgewohnheiten und Anspruch an das Klangbild lohnt sich ein genauer Blick auf die Audio-Technologien – denn sie entscheiden oft darüber, wie überzeugend ein Fernsehabend wirklich klingt.