Manche sind es gewohnt, ihre elektronischen Geräte vollständig vom Strom zu trennen, wenn sie sie nicht nutzen – beispielsweise durch das Ziehen des Netzsteckers. Bei OLED-Fernsehern ist jedoch Vorsicht geboten. Bei diesen Geräten ist die Standby-Funktion ein essenzieller Bestandteil der Selbstwartung und Panel-Pflege (meist Pixel-Refresh genannt). In diesem Artikel erfährst Du, warum Du Deinen OLED-TV (z. B. von LG, Sony oder Samsung) nicht einfach vom Strom nehmen solltest, und welche Regeln und Handlungsspielräume Du als Nutzer hast.
Grundlagen: Pixel-Refresh bei OLED-TV, was ist das überhaupt?
Der Pixel Refresh bei OLED-TVs ist eine Wartungsfunktion, die hilft, die Lebensdauer des Panels zu verlängern und das Risiko von Einbrenneffekten (Burn-In) zu reduzieren. OLED-Panels bestehen aus organischen Materialien, die im Laufe der Zeit unterschiedlich altern können, je nachdem, wie oft und intensiv bestimmte Pixel genutzt werden. Diese ungleichmäßige Abnutzung kann zu Bildartefakten führen, wie z. B. dem Einbrennen statischer Elemente (z. B. Logos oder HUDs bei Videospielen).
Der Pixel Refresh arbeitet, indem er das Panel systematisch überprüft und Pixelspannungen ausgleicht. Dabei wird eine Art Kalibrierung durchgeführt, die sicherstellt, dass alle Pixel gleichmäßig altern und keine Helligkeits- oder Farbabweichungen auftreten. Dies geschieht durch die Anpassung der elektrischen Ladungen in den Subpixeln.
Wann und wie wird Pixel Refresh durchgeführt?
- Automatisch: Viele OLED-TVs führen nach mehreren Stunden Nutzung einen kurzen automatischen Pixel-Refresh durch, meist nach dem Ausschalten. Das dauert in der Regel nur wenige Minuten.
- Manuell: Nutzer können in den TV-Einstellungen einen umfassenderen Pixel Refresh starten. Diese tiefgehende Wartung dauert oft eine Stunde oder länger und sollte nur gelegentlich durchgeführt werden (z. B. einmal im Jahr oder bei sichtbaren Problemen).
Hinweis zum Pixel Refresh
Der manuelle Pixel Refresh sollte nicht zu oft durchgeführt werden, da er das Panel zusätzlich belastet. Die automatische Kalibrierung, die der TV selbst verwaltet, reicht in den meisten Fällen aus, um das OLED-Panel zu schützen.
Hintergrund: Warum ist das überhaupt ein Problem?
OLED-Panels sind anfälliger für Burn-in bzw. Image Retention. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, führen viele OLED-TVs in regelmäßigen Abständen einen Pixel Refresh oder „Panel Refresh“ durch. Dabei werden die Subpixel für eine definierte Zeit entsprechend kalibriert, um langfristige Helligkeits- und Farbdifferenzen zwischen den Pixel zu verhindern.
- Automatischer Prozess: Dieser Vorgang startet in der Regel im Standby-Betrieb nach einer bestimmten Nutzungsdauer (z. B. mehrere Stunden oder Tage).
- Kein Eingreifen nötig: Bei manchen Modellen wird ein Hinweis angezeigt („Panelwartung läuft“), andere erledigen es unbemerkt.
LG erwähnt beispielsweise folgende Hinweise in dem Betriebshandbuch zu den OLED-TV-Modellen LG G4:
Der OLED-Fernseher ist mit einer Pixelreinigungsfunktion ausgestattet, mit der der Status des Bildschirms automatisch überprüft wird und ein permanentes Nachleuchten vermieden werden kann. Diese Funktion berechnet automatisch den optimalen Ausführzeitpunkt, basierend auf der Gesamt-Sehdauer. Die Funktion wird automatisch nach einer Anzahl von Betriebsstunden für wenige Minuten gestartet, wenn der Fernseher abgeschaltet wird. Wenn diese Funktion ausgeführt wird, kann es sein, dass oben und unten am Bildschirm horizontale Linien erscheinen. Die Pixelreinigungsfunktion funktioniert nur dann, wenn das Produkt mit einem Netzkabel an die Hauptstromversorgung angeschlossen ist.
Was passiert, wenn man den OLED-TV komplett vom Strom trennt?
Zwei Punkte sind hier relevant, wenn Du Deinen OLED-TV vom Strom trennst.
- Abgebrochener Pixel Refresh: Der automatische Pixel Refresh kann nicht stattfinden. Über längere Zeit könnte dies das Risiko von Burn-in erhöhen.
- Verpasste Updates: Zwar nicht so kritisch, aber erwähnenswert: Wichtiges Software- oder Firmware-Update wird nicht installiert. Das Gerät könnte hinterher Sicherheitslücken aufweisen oder Funktionsstörungen entwickeln.
Ein OLED-TV „verbraucht“ im Standby normalerweise sehr wenig Strom (typischerweise ca. 0,5 W Leistungsaufnahme). Eine Beispielrechnung: Du bist auf einer 1-jährigen Weltreise und hast vergessen, Deinen OLED-TV vom Strom zu trennen. Bei 365 Tagen und 0,5W nimmt der TV auf diese Zeit ca. 4kWh Strom auf. Bei 30 Cent macht das 1,20 Euro aus. Wohlgemerkt auf 1 Jahr. Das Einsparpotenzial durch komplettes Trennen vom Strom ist also relativ gering, denn normalerweise benutzt Du den TV ja auch.
Hersteller wie LG oder Sony empfehlen häufig in ihren Bedienungsanleitungen, den TV nicht permanent vom Strom zu trennen. Bei einem Defekt durch unsachgemäße Handhabung (z. B. durch wiederholtes Abrupt-Trennen während eines laufenden Pixel Refresh) könnte im Extremfall die Garantieleistung infrage gestellt werden. Das ist jedoch Einzelfallabhängig und müsste im Problemfall mit dem Kundendienst geklärt werden.
Darfst Du den TV überhaupt vom Strom nehmen?
Natürlich ist es nicht verboten, den Fernseher vom Strom zu trennen. Jeder Verbraucher kann selbst entscheiden, ob er oder sie den Stecker zieht. Allerdings widerspricht das häufig den Nutzungsempfehlungen der Hersteller. Wenn Dein Ziel ein schonender Betrieb und eine lange Lebensdauer Deines OLED-TVs ist, empfiehlt es sich, folgende Punkte zu beachten:
Wenn Du Deinen OLED-TV ausschalten willst, warte nach dem Ausschalten am besten eine Stunde, damit eventuelle Panel-Pflegeprozesse anlaufen und beendet werden können. Zwar laufen die kleinen Refresh-Zyklen immer nur wenige Minuten. Dafür sind die mit weiterem Abstand stattfindenden Zyklen bis zu 1h lang.
Generelle Tipps zum „schonenden“ Betrieb von OLED-TVs
Diese Tipps kannst Du beherzigen, um lange Freude an Deinem OLED-TV zu haben.
- Lasse den TV im Standby-Modus, anstatt ihn komplett vom Strom zu trennen. Im Standby werden wichtige Wartungsfunktionen wie der automatische Pixel Refresh durchgeführt.
- Vermeide es, die Helligkeit dauerhaft auf das Maximum einzustellen, da dies die organischen Materialien stärker beansprucht.
- Vermeide statische Inhalte, die über längere Zeit auf dem Bildschirm angezeigt werden. Dazu gehören z. B. HUD-Elemente (Heads-Up-Displays) bei Videospielen, permanente Senderlogos oder Laufbänder in Nachrichtenkanälen. Diese statischen Elemente können das Risiko von Einbrenneffekten erhöhen, da bestimmte Pixel dabei stärker beansprucht werden als andere. Nutze, wenn möglich, Bildschirmschoner oder wechsle regelmäßig die Inhalte, um die Belastung gleichmäßig zu verteilen und das OLED-Panel zu schonen.
- Lass den TV nicht rund um die Uhr laufen – regelmäßige „Pausen“ im Betrieb sind wichtig, um die Belastung des Panels zu reduzieren und dem Refresher eine Chance zu geben, zu Arbeiten.
- Starte den Pixel Refresh nicht manuell, es sei denn, es ist notwendig, etwa bei sichtbarem Nachleuchten.
- Wenn Du Deinen OLED-TV als Monitor verwendest, stelle Dein Betriebssystem auf den Dark-Modus Dunkle Hintergründe reduzieren die Belastung der Pixel, da weniger Helligkeit benötigt wird. Das verringert nicht nur den Energieverbrauch, sondern minimiert auch das Risiko von Einbrenneffekten, die durch häufig angezeigte, helle statische Elemente wie Fensterrahmen oder Taskleisten entstehen können. So schonst Du das Panel und erhältst eine gleichmäßigere Bildqualität.
Refresh-Zyklen bei verschiedenen Herstellern
OLED-Fernseher nutzen automatische Selbstwartungs- bzw. Kalibrierungsprozesse (oft „Pixel Refresh“, „Panel Refresh“ oder „Panelkalibrierung“ genannt), um das Risiko von Burn-In zu reduzieren und die allgemeine Panel-Lebensdauer zu erhöhen. Allerdings variieren Art, Häufigkeit und Dauer dieser Routinen je nach Hersteller. Im Folgenden ein Überblick über die gängigsten Hersteller und ihre Refresh-Systeme:
LG Electronics
- Kurzer Zyklus: Nach ca. 4 Betriebsstunden in Summe führt der TV beim Ausschalten einen Kurz-Refresh durch. Dieser Prozess dauert meistens einige Minuten und lässt sich durch das typische „Klicken“ oder leises Summen im TV-Gehäuse erkennen.
- Langer Zyklus: Nach etwa 500 (ab Modelljahr 2023) bzw. 2.000 Betriebsstunden (bis Modelljahr 2023) wird ein ausführlicher Refresh initiiert, der bis zu 1 Stunde dauern kann. Hier kalibriert der TV alle Subpixel gründlicher. Dieser Vorgang startet typischerweise, wenn das Gerät in den Standby-Modus versetzt wird und sich akkumulierter Bedarf angesammelt hat.
- Nutzer können in den TV-Einstellungen (z. B. unter „OLED-Pflege“ oder „Bildwartung“) den Refresh manuell starten. Diese Funktion sollte man nur gelegentlich einsetzen, z. B. wenn Bildfehler wie „Einbrennen“ sichtbar sind.
Mehr Details dazu findest Du in unserem Artikel zum LG Servicemenü, wo Du genau die Betriebsstunden und die Anzahl der bereits gelaufenen Refresh-Zyklen nachschauen kannst: LG TV Servicemenü: wie öffnest Du das versteckte Service Menü und was findest Du dort?
Sony
- Kurzer Zyklus: Sony OLEDs (z. B. A80-, A90-Serie) führen nach einigen Betriebsstunden einen automatischen Kurz-Refresh durch, der üblicherweise nur wenige Minuten dauert.
- Langer Zyklus: Wie bei LG wird nach einer bestimmten Anzahl von Betriebsstunden (teils 2.000) ein kompletter Panel Refresh eingeleitet; dabei kann der TV bis zu 1 Stunde in Anspruch nehmen.
- Manueller Start: Über das Menü („Display & Sound“ → „Bild“ → „Erweiterte Einstellungen“) kann man einen längeren Refresh anstoßen.
Einige Sony-Modelle zeigen beim Ausschalten eine Meldung („Automatische Panelkalibrierung wird ausgeführt“) oder starten den Vorgang beim nächsten Standby-Betrieb. Sony TVs sind dafür bekannt, dass die Wartung besonders schonend abläuft, da die Pixel-Drive-Algorithmen aus der Zusammenarbeit mit LG Display und eigener Software-Optimierung stammen.
Panasonic
- Panel Maintenance: Schaltet sich automatisch im Standby zu (oft nach 1.000–1.500 Betriebsstunden). Dauer kann 30 Minuten bis 1 Stunde betragen.
- Manuell: Über das Einstellungsmenü kann man eine manuelle Panel-Wartung starten, wenn das Gerät längere Zeit ausgeschaltet ist oder Bildartefakte sichtbar werden.
- Pixel Orbiter: Wechselt die Pixelposition leicht, um die Chance für Burn-In zu verringern (auf Pixel-Ebene).
Philips (TP Vision)
- Kurzer Zyklus: Philips verwendet ähnliche Algorithmen wie LG und Sony, da das Panel meist von LG Display stammt. Der kurze Refresh erfolgt nach einigen Stunden Betrieb automatisch.
- Langer Zyklus: Nach mehreren hundert bis tausend Stunden startet der Fernseher einen längeren Reinigungsprozess. Das kann bis zu 1 Stunde dauern. Eine Bildschirmmeldung weist meistens darauf hin.
Samsung (QD-OLED)
Samsung QD-OLED-Panels (z. B. S95B, S95C) haben ebenfalls integrierte Selbstwartungsmechanismen.
- Kurzer Refresh: Findet nach ca. 4–6 Stunden akkumulierter Laufzeit statt. Dauert nur wenige Minuten.
- Langer Refresh: Initiiert nach einer bestimmten Panel-Laufzeit (teils um die 1.500–2.000 Stunden). Kann bis zu 1 Stunde dauern.
- QD-OLED-spezifische Algorithmen: Samsung ergänzt Standard-Algorithmen um „Quantum Dot“-spezifische Kalibrierungsroutinen, die die Farbfilter-Layer überwachen.
Fazit
Wer in erster Linie maximale Panel-Haltbarkeit und optimale Bildqualität möchte, sollte den TV im Standby belassen. Eine komplette Stromtrennung empfiehlt sich nur nach Abschluss der Panelwartung.
Alle großen OLED-Hersteller verwenden ähnliche Selbstwartungsfunktionen, die sich hauptsächlich in Detailabläufen und Namen unterscheiden. Der grundlegende Mechanismus – ein kurzer regelmäßiger und ein längerer, seltenerer Refresh – ist bei LG, Sony, Panasonic, Philips und Samsung vergleichbar. Unterschiede liegen in der konkreten Zeitgestaltung (z. B. 1 Stunde vs. 1,5 Stunden) und in der Art der Benutzerhinweise.
Bei längeren Reisen oder Abwesenheitszeiten von mehreren Wochen kann ein vollständiges Trennen des Geräts vom Strom zur Sicherheit (z. B. bei Gewitter, Spannungsschwankungen) eine sinnvolle Option sein.